Quantcast
Channel: READERS EDITION » Staatsfinanzen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 6

Griechenland am Scheideweg

$
0
0

greef.jpgDie Griechen werden sich entscheiden müssen welchen Weg sie gehen. Wegen der drohenden Finanzkrise des Staates müssen drastische Kürzungen auf der Ausgabenseite bzw. Leistungseinschränkungen bei Sozialleistungen vorgenommen werden. Nur so sind die ambitionierten Ziele eines raschen Abbaus der Defizitquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt von derzeit 12,7 auf unter drei Prozent bis im Jahr 2012 zu drücken.

Die Ursachen der Krise Griechenlands liegen jedoch noch tiefer

Während sich die Bevölkerung in Griechenland durch Massendemonstrationen und Streiks gegen diese Maßnahmen der griechischen Regierung wehrt, ist jedoch zu bedenken, dass Griechenland insgesamt, d.h. auch der private Sektor, d.h. Unternehmen und Haushalte bereits seit längerer Zeit über ihrer Verhältnisse gelebt haben. Dies wird an der hohen und zunehmenden Auslandsverschuldung Griechenlands deutlich. Die lag insgesamt bereits im Jahr 2008 504,6 Mrd. US Dollar. Es geht also nicht nur um die Konsolidierung der Staatsfinanzen, sondern um die nachhaltige Solvenz Griechenlands insgesamt. Wenn der private Sektor Griechenlands ebenfalls systematisch ansteigend mehr ausgibt als er einnimmt, dann wird die rein fiskalische Konsolidierung die nachhaltige Solvenz des Landes nicht sicherstellen können. Die Quadratur des Kreises, der sich Griechenland gegenüber sieht, ist, dass eine solche drastische Konsolidierung die griechische Wirtschaft schrumpfen lassen wird. Da aber ein sinkendes Bruttoinlandsprodukt Griechenlands ceteres paribus die Defizitquote des Staates steigenlassen wird, kommt es zu zusätzlichen Belastungen des Staatshaushalts und der Ausgaben- und Einnahmeseite der privaten Wirtschaft. Wie dies von den Griechen alles gestemmt werden kann, bleibt derzeit allen Beteiligten unklar.

Finanzhilfen sichern nur kurzfristig die Liquidität

Die derzeit immer wieder genannten Finanzhilfen der EU-Länder insbesondere Deutschlands oder auch des IWF ändern an dem zugrundeliegenden Problem gar nichts. Hier geht es nur um die Absicherung der kurzfristigen Liquidität, da derzeit die Refinanzierung der hohen Schuldenlasten gegenüber dem Ausland immer weniger Kreditgeber dort findet. Zugleich fordern diese deutlich höhere Zinsen als zuvor, so dass wegen der steigenden Refinanzierungskosten auch ein ansonsten konstantes Defizit das Gesamtdefizit bestehend aus altem Defizit plus gestiegenen Refinanzierungskosten anschwellen lässt.

Hier könnten Euro-Bond-Anleihen, wie sie bereits seit dem Herbst letzten Jahres in der EU diskutiert werden, helfen, da die niedrigeren Finanzierungskosten solcher Anleihen an die Griechen durchgereicht werden könnten. Allerdings macht dies nur Sinn, wenn Griechenland sich wirklich ernsthaft um die Konsolidierung seiner Finanzlage bemüht. Ansonsten besteht das Risiko, dass die griechische Regierung und ihre Bürger in ihren Konsolidierungsbemühungen nachlassen. Wenn aber eine Rückkehr zu einer nachhaltigen stabilen Finanzverfassung des Landes misslingt, dann würde nur gutes Geld dem schlechten hinterher geworfen.

Haircut der Kreditgeber sinnvoll

Da absehbar ist, dass Griechenland es kaum schaffen wird ohne einen teilweisen Schuldenerlass auf seine Altschulden sich zu konsolidieren, wird ebenfalls ein teilweiser Schuldenerlass der Gläubiger – ein so genannter Haircut – diskutiert. Die Gläubiger müssten für einen Teil ihrer Forderungen eine Verzichtserklärung abgeben, so dass von ursprünglich 100,- Euro Forderungen nur noch beispielsweise 80,- Euro als Forderung aufrechterhalten werden. Durch diese Wertberichtigung verbessert sich je nach der vereinbarten Wertberichtigungsquote die Lage des Schuldners auch nachhaltig. Durch den Forderungsverzicht verabschieden sich die Gläubiger endgültig von den ansonsten sowieso absehbar uneinbringbaren Forderungen. Diese wertberichtigten Forderungen hätten darüber hinaus den Vorteil, dass sie bei einer angemessenen Wertberichtigung handelbar blieben. Sonst wären diese ähnlich wie die toxic paper aus der amerikanischen Immobilienkrise illiquide, d.h. niemand würde sie zu den bisherigen Wertpapierpreisen kaufen wollen.

Zugleich würde eine zu leichtfertige Kreditvergabe an Griechenland in der Vergangenheit auch an seiner Quelle, d.h. bei den Kreditgebern, bestraft. Anstelle einer Sozialisierung der unangemessenen Kreditvergabepraxis durch einen Bailout seitens der EU-Mitgliedsstaaten würden nur deren Finanzinstitutionen und private Investoren für die Verluste haften.

Rettung Griechenlands nur als Paket

Die derzeitige Debatte um die Konsolidierung Griechenlands geht also darum, wie am Ende das Paket geschnürt werden kann. Es braucht jedoch alle drei Komponenten, d.h. Konsolidierung der griechischen Staatsfinanzen, Konsolidierung der Auslandsverschuldung der privaten Wirtschaft, ein Haircut der leichtfertigen Kreditgeber und schlussendlich eine Liquiditätshilfe des IWF und mögliche Zinssubventionen der EU-Mitgliedsländer im Rahmen einer Euro-Anleihe. Nur wenn alle diese Elemente auch tatsächlich eingehalten werden, hat Griechenland eine realistische Chance aus seinem Schlamassel nachhaltig herauszukommen. Alles andere wäre Flickschusterei.

Photo Quelle/Copyright: +++zola+++, cc creative commons, Bestimmte Rechte vorbehalten, via flickr


Viewing all articles
Browse latest Browse all 6

Latest Images

Trending Articles



Latest Images